Der Tod unseres "guten Jungen" Ende Dezember 1999 lastete immer noch schwer auf allen Übriggebliebenen. Sicher - man redet sich ständig ein, daß es das Beste für ihn gewesen sei...
Angesichts der eingetretenen Lähmung war es auch die humane Notwendigkeit, ihn von Siechtum und Leid zu erlösen. Ich werde nie mehr den Wandel seiner temperamentvollen Augen in diesen gebrochenen Blick vergessen. Er ist voller Dankbarkeit, Vertrauen und ohne Angst eingeschlafen.
Nun ist er im Hundehimmel und ich sehe ständig sein schönes Gesicht am Horizont, wenn ich gen Himmel blicke. Es ist schon schwer ohne ihn. Er fehlt überall. Sein Foto ist hübsch eingerahmt worden. Es hat einen Ehrenplatz in unserem Haus erhalten.
Zum Glück ist seine liebe Kumpelin Sophie (ein brandgefährlicher, alles abschmusender Kampfhund der Spezies American Staffordshire-Terrier ) bei uns. Sie suchte ihn seitdem überall, besonders nachts lief sie leise maunzend auf der Suche nach ihrem besten Freund durchs ganze Haus. Gefressen hatte sie tagelang nichts und das mußte jetzt aufhören.
Von der Idee, zu einem Züchter zu gehen hielt und halte ich für mich nach wie vor absolut nichts. Es gibt durch die vielen "Vermehrer" ohnehin schon viel zu viele Hunde und dieser Nachwuchs soll besser denen vorbehalten bleiben, die einen "perfekten" Hund, passend für sich, für ihre Zwecke oder ihre Familien suchen und keine Kompromisse eingehen wollen.
Ich setzte mich auf Initiative meines Mannes also ans Telefon und rief alle örtlichen Tierheime an. Es gab einige Dobermänner in den nahe gelegenen Tierheimen, aber irgend etwas ließ mich an einer Meldung aus dem Tierheim in Düsseldorf festhalten. Was das genau gewesen ist, weiß ich selbst nicht. Sofort rief ich meinen Mann an und verabredete mich zur umgehenden Fahrt dorthin.
Der erste Kontakt
Bei ca. 5°C Außentemperatur und Nieselregen gingen wir zur Anmeldung des "Hundehauses". Als wir kurze Zeit später vor dem Zwinger "Apollo" standen, war kein Hund zu sehen (wohl aber unverwechselbar zu hören). Dann kam er durch die Luke nach draußen.
Welch fürchterlicher Anblick!!
Ein hochgewachsener, schlaksiger und in der Kälte entsetzlich frierender Dobermannrüde, Gewicht ca. 27/28 kg - keine sichtbare Muskulatur, nur Fell und herausstehende Knochen.
Ein solch dünner Hund hat noch nie vor mir gestanden. Wir waren erschüttert und ich hatte vor Wut Tränen in den Augen. Apollo zeigte die Zähne und knurrte, blaffte uns an. Wir standen einige Zeit vor dem Zwinger - wir gingen in die Hocke und machten uns klein, vielleicht kam er ja dann nach vorne. Keine Chance. Wir gingen weg und kamen nach ein paar Minuten wieder. Apollo bellte immer noch und machte keinerlei Anstalt, nach vorne, an den Zaun zu kommen. Aber wir blieben beharrlich und das mit Erfolg. Nach ca. einer halben Stunde mußte er sich ein Herz gefaßt haben und kam langsam und vorsichtig bis auf wenige Zentimeter an mich heran.
Der Kopf war so schmal, daß er leicht durch die Gitterstäbe hätte schnappen können. Apollo schnupperte vorsichtig an meiner Hand und knurrte nach wie vor. Ich mußte meine Tränen mit Gewalt runterkämpfen - er tat mir so entsetzlich leid.
Wir mußten das Tierheim wieder verlassen, die Besuchszeiten für diesen Tag waren vorbei. Bei der Anmeldung hinterließ ich unsere Adresse und Telefonnummer und kündigte einen neuen Besuch an. Wir erfuhren dort beiläufig, daß der Hund schon zum zweiten mal im Tierheim saß - diesmal wegen angeblicher Unsauberkeit und der Tatsache, daß er alles Freßbare stehlen würde. Wen wunderts, daß ein halb verhungerter Hund zum Selbstversorger wird? Uns jedenfalls nicht.
In meinen Gedanken war ich auf dem anschließenden Heimweg und auch später ständig bei diesem armen Wurm, der im Tierheimzwinger so entsetzlich litt und fror.
Zwei Tage später standen wir uns dann ohne Gitter gegenüber. Apollo sprang durch die Gegend und beachtete mich zunächst nur flüchtig. Bis er merkte, daß ich feinste Leckerlies in meiner Tasche hatte. Ein Wunder, daß er meine Hand nicht mitgefressen hat.
Der Bann war gebrochen, er ließ sich sogar vorsichtig von mir anfassen. Wir haben eine gute halbe Stunde gespielt und ich hab ihm sämtliche Leckerlies gegeben. Dem Betreuer sagte ich, daß wir es miteinander versuchen wollten - allerdings mußte unsere kleine Dumpfbacke noch ihren Segen geben.
Am nächsten Tag nahmen wir Sophie mit und ließen sie zusammen laufen. Sie haben sich sofort akzeptiert und es gab nicht die geringsten Probleme. Überglücklich gingen wir nach den Formalitäten mit den beiden zum Auto - auf der Heimfahrt haben beide friedlich im Auto geschlafen, als wäre es schon immer so gewesen...
Ein feiner Kerl ist er, unser Apollo.Wir fragen uns immer wieder, wie man einen Hund mit einem so bezaubernden Wesen auf eine solche Weise "entsorgen" kann. Er hat jetzt ein schönes, endgültiges Zuhause. Mit Leuten und einer Kumpelin, auf die er sich verlassen kann.
Das schönste an ihm ist: ER LACHT !!!!
Schweren Herzens schreibe ich nun ein Update.
Am Mittwoch, den 25. Oktober 2006 um 19:00 Uhr hat unser so geliebter Dobijunge uns verlassen. Obwohl er nicht mehr unter uns weilt, ist er allgegenwärtig, sein Verlust schmerzt uns sehr. Mit ihm ist ein wirklich großer Hundecharakter gegangen und auch ein Teil unserer Herzen.Apollo ist 12 Jahre alt geworden und immerhin durften wir sieben wundervolle Jahre in seiner Gesellschaft verbringen. Dafür sind wir ihm dankbar auf alle Zeit.
Sabine Winklmann
Der Hundeengel
Letzte Nacht stand ich an Deinem Bett um einen Blick auf Dich zu werfen und ich konnte sehen, daß Du weintest und nicht schlafen konntest. Während Du eine Träne wegwischtest, winselte ich leise, um Dir zu sagen, ich bins, ich habe Dich nicht verlassen. Ich bin wohlauf, es geht mir gut und ich bin hier.
Heute morgen beim Frühstück, da war ich ganz nah bei Dir und ich sah Dich den Tee einschenken, während Du daran dachtest, wie oft früher Deine Hände zu mir heruntergewandert sind. Ich war heute mit Dir beim Einkaufen Deine Arme taten weh vom Tragen. Ich sehnte mich danach, Dir dabei zu helfen und wünschte, ich hätte mehr tun können.
Heute war ich auch mit Dir an meinem Grab, welches Du mit so viel Liebe pflegst. Aber glaube mir, ich bin nicht dort. Ich ging mit Dir nach Hause, Du suchtest den Schlüssel, ich berührte Dich mit meiner Pfote und sagte lächelnd: Ich bin’s.
Du sahst so müde aus, als Du Dich in den Sessel sinken ließest. Ich versuchte mit aller Macht, Dich zu spüren zu lassen, daß ich bei Dir bin. Ich kann Dir jeden Tag so nahe sein, um mit Gewissheit sagen zu können, ich bin nie fortgegangen. Du hast ganz ruhig in Deinem Sessel gesessen, dann hast Du gelächelt und ich glaube Du wusstest- in der Stille des Abends, daß ich ganz in Deiner Nähe war. Der Tag ist vorbei, ich lächle und seh Dich gähnen und ich sage zu Dir: Gute Nacht und Gott schütze Dich, ich seh Dich Morgen Früh.
Und wenn für Dich die Zeit gekommen ist, den Fluss, der uns beide trennte zu überqueren, werde ich zu Dir hinübereilen, damit wir endlich wieder zusammen sein können. Seite an Seite. Es gibt so viel, das ich Dir zeigen muß und es gibt so viel für Dich zu sehen. Habe Geduld und setze Deine Lebensreise fort und dann komm, komm heim zu mir.
(Verfasser/-in unbekannt)