Das Kupieren von Ohren und Rute eines Hundes

Wir müssen uns mal wieder etwas unbeliebt machen. Aber es ist an der Zeit, ein paar klare Worte zu sagen. Höchste Zeit sogar.

In den vergangenen Jahren haben nicht nur wir hier in Ungarn eine wahre Flut von Dobermännern auffangen müssen. Auch die Tierheime und Tierschutzvereine z.B. in Deutschland sehen sich mit einer wachsenden Zahl von Abgabehunden dieser Rasse konfrontiert und bei vielen Hunden steht an erster Stelle als Abgabegrund „Überforderung“, gefolgt von „umständehalber“, „zu wenig Zeit“, „schweren Herzens“ etc., pp..
Nicht selten handelt es sich um Hunde, die ihrer kupierten Ohren wegen im Ausland leichtfertig bestellt wurden und ebenso selten haben sich die Käufer mit den Eigenschaften dieser Rasse vorher auseinandergesetzt. Hauptsache „Ohren und Rute ab“ und Hauptsache „schön“.

Verkaufsplattformen, wie Ebay, Edogs, QUOKA oder DHD24 stellen dafür ein trauriges Zeugnis aus und findige Dealer haben diesen Geschäftszweig schon längst für sich entdeckt: sie bieten diese verstümmelten Hunde ungeniert auch in Deutschland an. Die wahre Herkunft der Hunde wird dort oft verschleiert und auch versprochene Ahnentafeln sind meistens nicht das Papier wert, auf dem sie mit dem Homeoffice-Drucker auf dem Küchentisch ausgedruckt wurden. Und was viele der Käufer/-innen nicht wissen oder nicht wissen wollen: diese Hunde werden meistens in Osteuropa für kleines Geld gleich wurfweise gekauft (Stückpreise von rund 100-150 Euro sind keine Seltenheit) und hier für 1.500 Euro oder sogar 1.800 Euro bishin zu 2.500 Euro teuer verkauft. Die Gewinnmargen sind riesig.

Es ist ein lukratives Geschäft mit Tierleid, welches durch qualvolles Kupierens längst nicht beendet ist. Diese Tiere werden meistens unter kaum beschreibbaren Bedingungen gehalten und die Mutterhündinnen fristen ihr Dasein als Wurfmaschine in einem Schweinestall, bis sie endgültig ausgebeutet  und regelrecht weggeworfen worden oder, wenn sie Glück hatten, z.B. in unsere Obhut gekommen sind. Wenn Käufer bei diesen Dealern nach den Elterntieren fragen sollten, bekommen sie oft im Netz gestohlene Fotos als vermeintliche Eltern ihres zukünftigen Hundes zugesandt, wirklich gesehen haben sie sie aber nie. Und so genau wissen wollen sie es in der Regel auch nicht. Es fällt auch niemandem auf, dass im Netz fast ausschließlich Fotos von den "schönen" Rüden, die Vater eines Wurfes sein sollen, gezeigt werden und kaum oder gar keine Fotos der Mutterhündinnen. Warum wohl?

Sowohl in Ungarn, als insbesondere auch in Serbien oder Nordmazedonien ist es gängige Praxis, die Mutterhündinnen hin- und herzuschieben, um die Zuchtordnungen der Verbände zu umgehen. Damit kann eine Hündin mindestens 2 Mal (manchmal auch öfter, wenn der Hormonhaushalt medikamentös beeinflusst wird) Welpen bringen, die mit FCI-Papieren verkauft werden. Wenn eine prämierte Hündin einen Wurf mit mal nur 3 oder 4 Welpen hat, werden Kuckuckswelpen ohne Papiere einfach dazugelegt, um den Wurf aufzustocken. Da ohnehin keine Kontrollen oder Wurfabnahmen stattfinden, bleibt dieses "offene Geheimnis" unter den Züchtern und da hat noch keine Krähe der anderen ein Auge ausgehackt. Jedenfalls keine Serbische oder Ungarische oder Nordmazedonische, da selbst Tierärzte als "Züchter" in diesen Ländern von diesen Geschäften profitieren. Übrigens: wussten Sie, dass derzeit (Stand Mitte April 2022) die Länder Serbien und Ungarn insgesamt rund 320 DOBERMANNzüchter in ihren Registern haben? Auch der Präsident des Nordmazedonischen Dobermannklubs, der inzwischen wegen illegalen Kupierens verurteilt wurde, hatte nach seiner Wahl als erste Amtshandlung erstmal 10 neue Dobermann-Kennels unter FCI registriert. Niemandem fällt das auf? Auch dem FCI-Präsidenten, seines Zeichens Ungar, kommt das nicht seltsam vor?

Wir kommen mit zu dem Schluss, dass sich in dieser Marktnische praktisch kriminelle Strukturen gebildet haben, die auch nur deswegen möglich wurden, weil die Nachfrage nach kupierten Hunden auch hier in Deutschland ungemindert besteht. Es gibt keine andere Hunderasse, die durch den Menschen derart geschlagen ist: kaputt gezüchtet (krank, kurzlebig, aber „schön“), missverstanden oder oftmals nur als schickes Accessoire und weit entfernt von artgerecht gehalten, teils zur Unkenntlichkeit an Ohren und Rute verstümmelt. Alle anderen Hunderassen, die früher einmal das kupierte Ohr oder die kupierte Rute im Standard hatten, konnten sich bereits vor Jahrzehnten schnell an die neue Begebenheit anpassen und heutzutage ist es ausgesprochen selten, in Deutschland einem kupierten Boxer, einer kupierten Deutschen Dogge oder einem kupierten Rottweiler zu begegnen. Einzige Ausnahme seit nunmehr fast 30(!!) Jahren: der Dobermann. Mindestens die Hälfte der Dobermänner, die man hier trifft …..Sie ahnen es schon: …… sind kupiert.

Auch die gerne und oft genutzte Ausrede der Unbelehrbaren, dass das Kupieren ja „fachgerecht“ in einer Tierklinik vorgenommen werde, kann man nicht gelten lassen, denn die Regel ist das verbindlich nicht. Die Kundschaft möchte sich dabei gerne ein steriles Operationsfeld mit modernem, technischem Equipment vorstellen, die Realität aber sieht anders aus. Küchentisch, Wachstuch, Billignarkose (= kaum korrekt dosierbare Injektionsnarkose), kein Monitoring, bzw. keine Überwachung der Vitalfunktionen, keine Temperaturüberwachung (bei Welpen und Junghunden ein großes Problem), keine Infusion mit Einleitung von Schmerzmitteln während der Operation. Wieviele dieser Welpen diese Prozedur nicht überleben, wird nirgends festgehalten, weil es natürlich nirgends kontrolliert wird. Und welcher „Züchter“ spricht schon gerne darüber? Jeder „Züchter“, der seine Welpen immer noch kupiert, wird -einmal danach gefragt- natürlich abstreiten, dass da auch mal „etwas unter den Tisch fallen“ kann.

Damit Sie sich ein Bild machen können, wie das ungefähr aussieht, wenn man Hunden die Ohren oder die Rute "kupiert" (=abschneidet), haben wir eine kleine Auswahl an verfügbaren Videos herausgesucht (wo auf der Welt sie immer gedreht worden sein mögen, ist nicht relevant). Nach deren Ansicht sollte es eigentlich keinerlei Argumente mehr geben, die diese Barbarei in irgendeiner Form rechtfertigen könnten. Jedenfalls dann nicht, wenn noch ein Funke Empathie vorhanden sein sollte.

Wir wollen deswegen an Sie appellieren: kaufen Sie bitte keine Welpen aus nebulösen Quellen, sondern immer nur aus kontrollierter Zucht, bei der Sie mindestens die Mutter der Hunde selbst sehen können, bei der Sie sich über die Aufzucht der Welpen persönlich informieren können und bei der Sie alle Informationen zum Gesundheitszustand (z.B. DCM) der Elterntiere und der Überwachung desselben ausgehändigt bekommen. Und bitte kaufen Sie nur bei Züchtern, die Ihnen auch nach dem Kauf mit Rat und Tat zur Seite stehen und die im Fall eines Falles ihren Hund auch wieder zurücknehmen.
Unsere größte Bitte: Kaufen Sie keine kupierten Hundewelpen: weder im Ausland, noch die nach Deutschland importierten Welpen, Sie machen sich mitschuldig am Leid dieser Tiere und Sie fördern damit oftmals kriminelle Dealer, die Ihnen lediglich das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Damit wären Sie keinen Deut besser als die Mitleidskäufer, die einem wimmernden Welpen aus dem Kofferraum eines fliegenden Händlers nicht widerstehen können oder wollen. Und woher die billigen Kofferraumwelpen stammen, ist heutzutage wahrlich kein Geheimnis mehr, das wissen schließlich alle – auch Sie.

Regularien für die Einreise von vollkupierten Welpen aus z.B. Serbien

Immer wieder werden im Internet aufgrund des noch fehlenden Importverbotes auf verschiedenen Plattformen vollkupierte Dobermannwelpen aus Serbien angeboten. Da Käufer meist keine Ahnung davon haben, worauf sie sich da einlassen und die Welpen ein hohes Risiko laufen, in Deutschland in eine mehrmonatige Tollwutquarantäne auf Kosten des Besitzers (Käufers) verbringen zu müssen, haben wir hier der Einfachheit halber zur Information die Regularien zusammen gestellt. Häufig versuchen die Anbieter dieser Welpen die Regularien mittels gefälschter EU-Heimtierausweise zu umgehen. Wenn Ihnen also ein Welpe aus Serbien unter 7 Monaten mit einem Bulgarischen oder Rumänischen EU-Heimtierausweis angeboten wird, sollten alle Alarmglocken schrillen. Bitte lassen Sie im eigenen Interesse die Finger davon oder vielmehr auch im Interesse des betreffenden (betroffenen) Hundes.

Hier finden Sie die Regularien, die für Länder innerhalb der EU gelten, bzw. in Drittländern (gelistet/nicht gelistet)

GESETZESLAGE ZUM KUPIEREN IN DER EU / EUROPA