Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose / SDU)

Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ, das dicht unterhalb des Kehlkopfs links und rechts von der Luftröhre liegt, und durch einen schmalen Mittellappen verbunden wird. Produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, nennt man dies Hypothyreose. Die Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) kommt beim Dobermann relativ häufig vor. 

Es gibt 2 Schilddrüsenhormone; sie heißen T3 und T4 und sind sehr wichtig für die Regulation des Stoffwechsels. T4 ist eine inaktive Vorstufe und T3 das aktive Schilddrüsenhormon und sie werden für den Stoffwechsel des Körpers benötigt. Sind sie nicht oder nur in geringer Menge vorhanden, kommt es zur Verlangsamung der Zellfunktionen.

Blutbild

Die Erstellung des klassischen Schilddrüsenprofils reicht meist nicht aus, um eine beginnende SDU zu diagnostizieren.Deshalb sollte man ein Auge auf weitere Blut-Parameter werfen, die Anhaltspunkte liefern können. Diese Werte können betroffen sein, müssen es aber nicht! Sie helfen jedoch ganz eindeutig bei der Beurteilung der Lage!

Und auch hier noch mal der Hinweis: Wenn man SD-Werte nimmt, dann sollte man den TA auf die Analyse von T3 und fT3 deutlich hinweisen. Diese Werte gehören nicht zum Standardprofil! Man muss sie EXPLIZIT bestellen! (Nicht beschnacken lassen, sondern darauf bestehen!)

Fettstoffwechsel

Cholesterin oder Triglizeride leicht bis deutlich erhöht

Muskulatur

erhöhtes CK

Leber

erhöhte Leberwerte:

  • GOT(AST)
  • (GPT) ALT
  • Y-GT
  • AP (Alkalische Phosphatase)

Differential-Blutbild

verminderte Lymphozyten

Eosinophile erhöht!

Großes BB

  • Hämoglobin erhöht
  • MCH erhöht
  • Thrombozyten niedrig

Ein erhöhter Fruktosamin-Wert kann auch auf SDU hinweisen!

Klinische Symptome der Schilddrüsenunterfunktion beim Hund

Veränderungen im Zellstoffwechsel

  • Lethargie
  • Gewichtszunahme
  • Geistige Trägheit
  • Kälteintoleranz
  • Schnelle körperl. Ermüdung
  • Stimmungsschwankungen
  • Neulolog. Symptome
  • Übererregbarkeit
  • Polyneuropathie
  • verzögertes Wachstum
  • Anfälle
  • chronische Infektionen (Augen, Ohren!)

Neuromuskuläre Probleme

  • Schwäche
  • Schlurfender Gang
  • Steifheit
  • Muskelabbau
  • Kehlkopflähmung
  • Megaoesophagus
  • Gesichtslähmung
  • schiefe Kopfhaltung
  • "tragischer" Gesichtsausdruck
  • hängende Augenlider
  • Inkontinenz
  • Kreuzbandriss

Hauterkrankungen                                                                                                                                           

  • Trockene, schuppige Haut
  • chronischer unangenehmer Hautgeruch
  • Grobes mattes Haarkleid
  • bilateral symmetrischer Haarverlust
  • “Rattenschwanz”; “Welpenfell”, (Borsten auf dem Rücken)
  • Seborrhoe mit fettiger Haut
  • Hyperpigmentation (z.B. schwarze Flecken auf Nasenspiegel.)
  • Seborrhea mit trockener Haut
  • Eitrige Hautentzündungen
  • Myxödem (geschwollenes Gesicht)
  • Hautinfektionen (Pickel)
  • frühzeitige Ergrauung

Fortpflanzungsstörungen

  • Unfruchtbarkeit
  • Verlängerter Interöstrus
  • Mangelnde Libido
  • Ausbleiben der Läufigkeit
  • Hodenatrophie
  • Stille Läufigkeit
  • Hypospermie
  • Scheinträchtigkeit
  • Aspermies
  • chwache, sterbende oder totgeb.Welpen
  • Resorption von Föten

Herzanomalien

  • Verlangsamte Herzfrequenz (Bradykardie)
  • Herzrythmusstörungen
  • Herzmuskelerkrankungen 

Störungen im Verdauungstrakt

  • Verstopfung
  • Durchfall
  • Erbrechen

Hämatologische Dysfunktionen

  • Blutungen
  • Gestörte Blutbildung im Knochenmark
  • Anämie, zu wenig weiße Blutkörperchen / Blutplättchen 

Augenkrankheiten

  • Fettablagerungen auf Hornhaut
  • Hornhautgeschwür
  • Uveitis
  • trockene Augenentzündung
  • Infektionen der Liddrüsen
  • Vogt-Koyanagi-Harada Syndrom

Andere zugehörige Funktionsstörungen

  • IgA-Mangel
  • Verlust des Geruchssinns
  • Geschmacksverlust
  • Glycosurie
  • Andere Hormonstörungen
  • Chronische Leberentzündung
  • Nebenniere, Nebenschilddrüse
  • Bauchspeicheldrüse

Standard-Schilddrüsenprofil

Ein vollständiges Standard Schilddrüsenprofil beinhaltet:

  • Gesamt-T4 (T4)
  • Gesamt T3 (T3)
  • Freies T4 (fT4)
  • Freies T3 (fT3)
  • Canines Schilddrüsen-Stimmulierendes Hormon = cTSH

Bei einer ersten Testung der Schilddrüse sollte eine vollständige Hämatologie (kleines und Differentialblutbild) und eine klinische Chemie (Organwerte) mit gemacht werden. Weiteren Aufschluss können die Werte Zink, Eisen und Selen geben.

Es kann zusätzlich noch enthalten:

  • Thyreglobulin-Autoantikörper (TgAA) - bei Hunden, die in die Zucht gehen wichtig!
  • T3-Autoantikörper (T3AA) - Anmerkung: wird in D meines Wissens nicht angeboten
  • T4-Autoantikörper (T4AA) (Vetmed und Laboklin)

Das TgAA ist besonders wichtig bei Zuchttieren für die Diagnose der erblichen Autoimmun-Schilddrüsen-Erkrankung. Betroffene Hunde sollten nicht zu Zucht verwendet werden.

Die Referenzbereiche für Schilddrüsenparameter eines gesunden Tieres sind bei den meisten Hunderassen ähnlich. Eine Ausnahme bilden Sichtjäger (z.B. Windhundrassen) und Riesenrassen, bei denen die Basalwerte niedriger liegen. Bei noch im Wachstum befindlichen und noch nicht ausgereiften Welpen und Junghunden liegen die Werte erwartungsgemäß in der oberen Hälfte der Referenzbereiche. Bei alternden Tieren ist der Grundstoffwechsel im Allgemeinen verlangsamt, sodass deren Schilddrüsenwerte im Referenzbereich eher im Mittelfeld oder leicht darunter im liegen.

Genetisches Screening auf Schilddrüsenerkrankungen

Vor dem Abschluss der Pubertät ist ein Screening auf erbliche Schilddrüsenerkrankungen wenig aussagekräftig. Daher wird ein Screening erst nach erreichen der sexuellen Reife durchgeführt. Bei Rüden ist das im Alter von 10 – 14 Monaten, bei Hündinnen im ersten Anöstrus. In dieser Zeit hat der weibliche Zyklus eine „hormonelle Ruhephase“, sodass der Einfluss der Sexualhormone auf die Schilddrüsenwerte am geringsten ist. Der Anöstrus beginnt ca. 12 Wochen nach der ersten Läufigkeit und dauert 4 Wochen oder länger. Nach einem Anfangs-Schilddrüsenprofil sollten die Werte alljährlich gecheckt werden um die Schilddrüsenfunktion und den Allgemeinen Gesundheitszustand einschätzen zu können. Jährliche Testergebnisse ermöglichen Vergleichswerte und eine frühe Erkennung von entstehenden Dysfunktionen. Durch eine frühzeitige Behandlung kann ein Auftreten oder Fortschreiten klinischer Schilddrüsenunterfunktionssymptome vermieden werden.

Die meisten bestätigten Schilddrüsenerkrankungen haben erhöhte TgAA-Werte, während nur 20-40% erhöhte T3AA und / oder T4AA – Werte haben. Ca. 8% falsch negative TgAA Werte wurden bei Hunden mit bestätigten erhöhten T3AA oder T4AA-Werten gemessen. Des Weiteren kommen falsch positive TgAA Werte bei Hunden vor, die innerhalb der letzten 30 – 45 Tage geimpft wurden (besonders gegen Tollwut) oder die andere Erkrankungen haben.

Die Canine Autoimmune Schilddrüsenerkrankung ist der menschlichen Hashimoto-Schilddrüsenerkrankung sehr ähnlich, bei welcher eine Verbindung mit dem Haupthistokompatibilitätskomplex (MHC) nachgewiesen wurde. Von einer ähnlichen Verbindung mit MHC-Genen bei hypothyreoten Hunden wurde kürzlich bei den Hunderassen Dobermann Pinscher, Englischer Setter und Rhodesian Ridgebacks berichtet. Das Vorhandensein dieser genetischen Determinante verdoppelt das Risiko, das der betreffende Hund eine Schilddrüsenunterfunktion entwickelt. Diese hochinteressante Entdeckung wird hoffentlich zu der Entwicklung eines Genetischen Markter Tests führen, um betroffene Zuchttiere identifizieren zu können und dadurch die Häufigkeit der Erkrankung in reinrassigen Hunden reduzieren zu können.

(aus "Hypothyroidism Simplified" von Jean Dodds)

Weitere Links:

http://edoc.ub.uni-muenchen.de/11903/1/Thun_Kristine_von.pdf Forschungsarbeit zum Thema “Schilddrüse und Verhalten” an der LMU

www.nuklearmedizin.org/Herz%20und%20Hypothyreose.htm

www.afghanen.de/Gesundheit/Hypothyroidism1.html

www.afghans4u.de/gesundheit/Hypothyroidism2.html

www.tollernet.de/haltung/ImpfungDODDS2.html Ein übersetzter Aufsatz von Jean Dodds, der sich ua mit Immunsytem und den Ursachen von Autoimmunerkrankungen auseinandersetzt.

www.tollernet.de/haltung/ImpfungDODDS1.html

www.itsfortheanimals.com/THYROID-ARTICLES.HTM Linksammlung englischsprachiger Artikel zum Thema SD

http://www.itsfortheanimals.com/THYROID-ARTICLES.HTM Einer der Artikel der oa Links. WICHTIG, denn er bietet einen gutenEinblick in die Diagnose der SDU anhand der einzelnen Messwerte und der damit implizierten Behandlung.

http://elib.tiho-hannover.de/dissertations/piechottam_ws07.pdf  Bestimmung von Autoantikörpern gegen Schilddrüsenhormone im Serum vonHunden und deren Einfluss auf die Schilddrüsendiagnostik

Quellenangabe: http://eurodobermannforum.de/index.php?page=Thread&threadID=258