Magendrehung beim Dobermann

Torsio ventriculi / MDV-Syndrom

Die Magendrehung ist wohl eine der akutesten Erkrankungen unserer Rasse. Dabei dreht sich der nur durch zwei Bänder gehaltene Magen um die eigene Achse, wodurch nicht nur der Ein- und Ausgang des Magens verschlossen werden, sondern auch die Milz gedreht wird und somit die Blutzirkulation abgeschnürt wird.

Aber auch bei Mageninfektionen kann es durch Entzündungen zum Verschluss des Magens kommen, welche dann sekundär zu einer Drehung des Magens führt.

Eventuell im Magen befindliches Futter beginnt nun durch die Verdauung Gase zu entwickeln, die den Magen blähen und somit den Druck auf andere innere Organe erhöhen. Im späten Stadium wird der mit Gas gefüllte Magen gegen das Herz gedrückt und dieses gequetscht. Durch die abgeschnürte Blutzirkulation kommt es dann im Endstadium zu einem akuten Herz- und Kreislaufversagen, was zum Tod des betroffenen Tieres führt.

Genetik

Nach Aussagen von Prof. Dr. Tosso Leeb ( TiHo Hannover ) wird die Magendrehung wahrscheinlich nicht ererbt. Andere Wissenschaftler gehen von einem erblichen Problem aus. Ursächlich werden eine Vielzahl von Faktoren für die Magendrehung verantwortlich gemacht, wobei die genaue. Ursachen unklar sind. Studien haben belegt, dass die Pufferung zwischen genetischer Veranlagung und Umwelteinflüssen zu groß ist, um eine Vererbung mit Sicherheit annehmen zu können. Es ist also ein individuelles Problem eines jeden einzelnen Hundes. In Studien stellte sich heraus, dass Hunde die eine genetische Veranlagung hätten haben sollen, niemals eine Magendrehung hatten, während andere Tiere, in deren Linie die Probleme nie aufgetreten sind, erkrankten und sich einer Operation unterziehen mussten.

Gefährdet sind nach seiner Erfahrung alle großrahmigen Rassen mit aufgezogener Bauchlinie, aber eben auch der Dackel und der Basset!Ungewöhnlich oft waren nervöse und ängstliche Hunde betroffen und Tiere mit extrem tiefer Brust. Rüden traf es häufiger, als Hündinnen, was mit dem größeren Brustkorb zusammenhängen kann.

Die Auslöser für eine Magendrehung können sein: Stress, ungewohntes Futter, aber auch Magen-und / oder Darminfektionen. Magendrehung scheint also ähnlich zu sein, wie eine Blinddarmentzündung beim Menschen - den einen trifft es, den anderen nicht.
Was uns nun bleibt, solange die Veterinärmedizin uns keine andere Lösung anbieten kann, ist die Vorbeugung bzw. das Aufklären der Hundebesitzer über das Problem und dessen Behandlung.

Prophylaxe

Die Magendrehung des Hundes ist eine multifaktorelle Erkrankung, d.h. sie ist nicht auf eine Ursache allein zurück zu führen. Zur Vermeidung einer Magendrehung sollten daher folgende Punkte beachtet werden: 

  • Mindestens zweimal tägliche Fütterung eines frisch zubereiteten Futters. (Derzeit vermutet man, dass die Roh-Fütterung von Hunden das Risiko einer Magendrehung senkt. Studien dazu sind allerdings noch nicht erstellt. Man geht davon aus, dass durch die Rohfütterung der Salzsäuregehalt der Magensäure höher ist, als bei Hunden, die üblicherweise mit Trockenfuttermitteln ernährt werden.Der höhere Magensäuregehalt führt Studien zu Folge zu einer geringeren Bildung von Verdauungsgasen und senke damit das Risiko einer Magendrehung. Dazu komme, dass Rohfutter schneller verdaut werde, also die Verweilzeit im Magen wesentlich geringer ist, als bei Trockenfuttermitteln. Im Verdacht, eine Magendrehung zu begünstigen, stehen auch einige Antioxidationsmittel und Konservierungsstoffe, die dem industriell hergestellten Futter beigemischt sind. Konkrete Ergebnisse sind in diesem Bereich allerdings noch nicht vorhanden.)
  • Keine zu großen Mengen in einer Mahlzeit
  • Keine zu großen Wasseraufnahmen vor oder nach der Fütterung
  • Hastige Futter- oder Wasseraufnahmen vermeiden
  • Nach der Fütterung mehrstündige Ruhepausen gewähren
  • Regelmäßige (1x pro Jahr) Untersuchungen des Herzens

Symptome

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann eine Magendrehung auftreten. Aufgrund der typischen Symptomatik ist die Verdachtsdiagnose auch für den Hundebesitzer einfach zu stellen:
Die Symptome treten plötzlich auf, oft relativ bald nach der Futteraufnahme, oft auch in Verbindung mit ruckartigen Bewegungen, wie Sprung über einen Graben, Toben, Wälzen, plötzliches Aufspringen u.s.w. Allerdings auch mit leerem Magen und bei absoluter Ruhe, insbesondere dann, wenn ein Magen-Darminfekt die Ursache ist.

  • Das Tier zeigt zunächst Unruhe, beginnt nach einiger Zeit zu speicheln und verweigert in der Regel Futter- und  die Wasseraufnahme.
  • Der Zustand des Tieres verschlechtert sich weiter und es versucht zu erbrechen. Die Brechversuche sind jedoch erfolglos, es wird nur weißer Schaum / Schleim hervorgebrochen.
  • Mit fortschreitender Zeit beginnt der Magen aufzugasen. Da sich der mit Gas gefüllte Magen zuerst nach hinten und oben ausdehnt, wird die Auftreibung vor allem im Bereich der Flanken deutlich. Das Tier bekommt ein tonnenförmiges Aussehen.Allerdings ist kann das Aufgasen auch im Rippenbereich zu beobachten sein.Ab diesem Zeitpunkt verschlechtert sich das Allgemeinbefinden wesentlich schneller als bisher.
  • Die Atmung wird schneller und oberflächlicher.
  • Das Tier zeigt zunehmend Schwäche und kommt schließlich in Seitenlage zu liegen.
  • Der Herzschlag ist hochfrequent.

Sobald Sie den Verdacht einer Magendrehung haben, sollten Sie keine Zeit verlieren und sofort einen Tierarzt aufsuchen! Jede Stunde kann bei dieser Erkrankung über Leben und Tod des Tieres entscheiden! 

Behandlung

  • Lassen Sie sich nicht abwimmeln, wenn Sie den Verdacht auf eine Magendrehung haben! Bestehen Sie bei Verdacht auf ein Röntgenbild und zwar sofort. Ist sich der Tierarzt nicht 100% sicher, ob eine Drehung vorliegt oder nur eine Aufgasung, entscheiden Sie sich für eine sofortige Operation. In dieser Operation, wird der Magen in die ursprüngliche Lage zurückgebracht, unter Umständen die durch den Druck gerissenen Gewebe wieder verschlossen und der Magen geleert und gespült.Bestehen Sie darauf, dass der Magen an der Bauchwand angenäht wird, damit dieses Problem nicht mehr auftreten kann. Die Operation ist zwar nicht billig, aber sie rettet ihrem Hund das Leben.
  • Bitte weisen Sie den Tierarzt darauf hin, dass Sie eine Behandlung mit einem Medikament zum Schutz des Herzens (Lanitop ®, Lidocain® oder Verapamil®) für die nächsten 3 Tage nach der OP wünschen, im Notfall bestehen Sie darauf, auch dann, wenn ihr Hund keine Herzprobleme hat. Vielen Tierärzten ist zwar die Gefahr bewusst, dass ein an der Magendrehung erkrankter Hund nach der Operation oft an Rhythmusstörungen leidet, ihnen ist aber nicht bekannt, dass dies durch die Verabreichung von Lanitop®, Lidocain® oder Verapamil® zu vermeiden wäre. Also auch wenn Ihr Hund ansonsten keinerlei Herzprobleme hat, bestehen Sie auf einen Herzschutz.
  • Ebenso bitten Sie den behandelnden Tierarzt so viel wie möglich zu infundieren und dem Hund ausreichend Antibiotika zu verabreichen.

Prognose

Sie ist abhängig von der Dauer der bestehenden Erkrankung. Bei frühzeitiger Behandlung aber sehr gut.