Ungarnfahrt November 2009 (2 - Kurztrip)

Außer der Reihe wollen wir Ihnen heute von unserem letzten Trip nach Ungarn berichten – es hatte sich kurzfristig ergeben, dass ich spontan eine Reise nach Budapest antreten konnte und von den Eindrücken, die ich dieses Mal mit nach Hause genommen habe, möchte ich Ihnen heute erzählen.

Reisebericht Kurztrip Ungarn 27.- 29.11.2009

Am späten Freitagabend bin ich dieses Mal angereist, damit wir am frühen Samstagmorgen mit unserem Programm beginnen konnten. Bereits um 08:00 trafen wir uns bei unserer Kollegin Agnes und es sollte sofort losgehen, denn in den vergangenen Tagen hatte es wieder Notfälle „geregnet“ und somit nahmen wir die Gelegenheit wahr, um auch nach unseren Neuzugängen zu sehen.  

Der erste Besuch galt einer Tierklinik in Szentendre, in dem sich ein neu aufgenommener Rüde befand: unser Hans. Er wurde aus schlechter Haltung übernommen und die Spuren waren auch deutlich erkennbar. Hans kannte außer seinem Ball offenbar nichts, er hatte keine sichtbare Muskulatur und etliche Liegestellen, die von einem kargen Leben berichteten. Aber dennoch ein aufgeschlossenes Kerlchen und direkt vor Ort trafen wir die endgültige Entscheidung, dass Hans im Dezember zu uns nach Solingen kommen wird. Es wurden noch einige Dinge mit dem Tierarzt besprochen und wir luden Hans ein, um ihn in eine kleine Hundepension in der Nähe von Gödöllö umzuquartieren.

Dann brachen wir auf in Richtung Norden. Bevor wir auf die Autobahn gingen, legten wir einen Stopp bei „Metro“ ein, dort kauften wir noch Futter und ein paar Sack Möhren – wofür, das verraten wir Ihnen später. Futter und Möhren wurden im Fahrzeug verstaut und es ging los in die Mátra, dem einzigen (Mittel)Gebirge im Norden Ungarns.

Dort waren wir verabredet mit der Betreiberin eines Gnadenhofes für Pferde, einem bisher einzigartigen Projekt in Ungarn. Einzigartig auch aus dem Grunde, weil die Leiterin, eine junge Frau, die ihr Leben den Pferden verschrieben hat, dieses Projekt alleine und ohne fremde Hilfe oder wohlhabende Familienmitglieder auf die Beine gestellt hat. Eine respektable Leistung, die nicht nur Beachtung, sondern auch Unterstützung verdient hat.

Nach einer gut 2-stündigen Fahrt führte uns der Weg durch endlose Serpentinen und holprige Schotterwege durch die Berge in unberührtes Naturschutzgebiet – trotz des schlechten Wetters ein Erlebnis! Als wir ankamen, boten sich uns Bilder, die von einem harten und entbehrungsreichen Leben erzählten. Wir waren etwas bedrückt.

Auf dem Hof wurden wir herzlich empfangen von Andrea, der Leiterin dieses Projektes und Eigentümerin des Hofes. Durch den vorherigen, lang anhaltenden Regen war auch dort der Boden komplett aufgeweicht – alle, wir eingeschlossen, standen teilweise bis zu den Knöcheln im Matsch. Wir luden das Futter aus und Andrea führte uns über ihren Hof. Dort werden im Schnitt etwa 10 Hunde gehalten und etwa 20, meist alte Pferde. Pferde, die vorher normalerweise entweder irgendwo verendet oder beim Schlachter gelandet wären. Bei Andrea fanden sie Sicherheit und Fürsorge, sie dürfen dort ihren Lebensabend verbringen.

Als wir das Haupthaus betraten, zeigte uns Andrea einen alten Kaukasenrüden, der sich eingeschüchtert hinter einen Couchtisch verzogen hatte. Er stammte aus der Hundefängeranlage in Budapest (Illatos) und fand bei Andrea ebenfalls Obhut. Hier soll er sich erholen und wieder Vertrauen finden, damit für ihn eventuell noch mal ein kleines Wunder wahr werden kann: ein eigenes Zuhause.

Die Zeit drängte und wir brachen auf, um zurück nach Budapest zu fahren, denn wir hatten noch einen Termin in einer weiteren Klinik in Budapest. Unser Weg zurück führte uns durch ein Unwetter und just, als wir auf einen sensationellen Sonnenuntergang am Ende der Wetterfront zufuhren, bildete sich über unseren Köpfen ein wunderschöner Regenbogen. Ich musste an meine Hunde, insbesondere an Homer und unseren erst kürzlich verstorbenen Martin denken …….

Die Stadt Budapest empfing uns in der Abenddämmerung mit einer weihnachtlichen Festbeleuchtung und in fröhlicher, aber doch nachdenklicher Stimmung fuhren wir mitten durch die Stadt – vorbei am Platz der Helden und über die Freiheitsbrücke. Wieder waren meine Gedanken bei Homer und Martin.

Im XII. Bezirk von Budapest angekommen, gingen wir rasch in die Klinik, um nach unseren beiden Neuzugängen Ofra und Pepito zu sehen. Pepito wurde uns vom Tierheim in Füzesabony gebracht, nachdem er sein Leben in Gefahr und Hunger auf der Straße fristen musste. Ein liebenswürdiger Hund, der uns aus großen Augen ansah und noch gar nicht so recht begriffen hatte, dass er nun im Warmen ist und in Sicherheit. Er darf im Januar nach Deutschland kommen und geht dort in die Obhut von befreundeten Tierschützern, die freundliche Hilfe für Pepito angeboten hatten.  

Dann sahen wir Ofra. Wir waren zwar schon etwas vorbereitet, aber dennoch waren wir schockiert. Diese fragile Hündin wog nur noch 19 Kilogramm, sie hatte durch einen Schlag Einblutungen im Gehirn und es kündigte sich schon an, dass wir sie bald wieder verlieren würden. Aber wir wollten nicht kampflos aufgeben und vereinbarten eine weitere Reihe von Untersuchungen und Tests. Ofra war verunsichert und völlig orientierungslos, entkräftet und müde. Wir gaben beiden Hunden eine große Portion Lyoner, die Agnes noch kurz vorher extra für sie gekauft hatte und dann verließen wir die Klinik in Richtung Hotel.

Am Sonntagmorgen fuhren wir noch zu Vicus, um nach Minnie, Orlando und Honey zu sehen und dann brachen wir auf zu Pötyi’s neuem Zuhause, denn dort wurden wir bereits erwartet. Wir waren wirklich überrascht: die sonst so scheue Pötyi kam sogar, um uns verhalten und kurz zu begrüßen und um dann die Nähe ihres neuen Frauchens zu suchen. Sie hatte sich bereits stark gebunden und man konnte ihr ansehen, dass sie sich hier wohl und sicher fühlt. Mit ihrem neuen Frauchen und deren Mutter lernten wir zwei sehr, sehr tierliebe Menschen kennen und wir sind froh darüber, dass Pötyi hier ihr endgültiges Zuhause gefunden hat. Sie wird dort wirlich über alle Maße geliebt.

Nach dem Besuch bei Pötyi verabschiedete ich mich von Agnes, um dann noch kurz zum Hotel zu gehen und auszuchecken – dann konnte ich die Heimreise antreten mit der Gewissheit, dass unsere Kollegen in Budapest wie immer hervorragende Arbeit geleistet haben und alles in Ordnung ist.  

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen Ende Dezember!